10 Jahre nach dem Rekordtauchgang von James Cameron ins Challengertief mit einer experimentellen Rolex Oyster Perpetual an Bord stellt Rolex eine "zivile" Variante dieser Uhr vor, die mit 50mm Durchmesser die extremste Armbanduhr in Serienproduktion aus Hause Rolex ist.
Es passiert nicht allzu oft, dass Rolex unerwartet außerhalb des gewohnten Release-Zyklus Neuheiten vorstellt. Im Corona-Jahr 2020 war das beispielsweise der Fall, weil die Baselworld im Frühjahr pandemiebedingt ausgefallen ist. Auch 2014 wich Rolex vom üblichen Vorgehen ab und veröffentlichte am 4. August die Deepsea 116660 D-Blue anlässlich des Kinostarts von James Camerons Films "Deepsea Challenge 3D". Das waren zwei Ausnahmen aus der jüngeren Vergangenheit der Marke mit der Krone. Doch wie sagt man so schön: "Ausnahmen bestätigen die Regel". Und so überraschte uns Rolex auch in diesem Jahr mit einem außerplanmäßigen Neuheiten-Release. Und just auch dieses hat wieder etwas mit James Cameron zu tun.
Vor 10 Jahren, am 26. März 2012, gelang ihm an Bord des Tiefsee-U-Boots Deepsea Challenger der erste Solo-Tauchgang zum Grund des Challengertiefs im Marianengraben. Er erreichte eine Tiefe von 10.908 m. Damit schaffte er es zwar nicht, den bis dato bestehenden Tiefenrekord von Jacques Piccard und Don Walsh an Bord der Trieste aus 1960 mit 10.916 m zu knacken, wurde aber zum erst dritten Menschen, der überhaupt eine solche Tiefe erreicht hat. Die Aufnahmen dieses Tauchgangs bildeten die Grundlage seines Dokumentarfilms "Deepsea Challenge 3D".
James Cameron mit der neuen Rolex Oyster Perpetual Deepsea Challenge am Handgelenk neben Modellen der Tiefsee-U-Boote "Trieste" und "Deepsea Challenge" sowie experimentellen Rolex Uhren.
Ebenso wie bereits beim ersten Rekordtauchgang 1960 beteiligte sich Rolex auch 2012 an der Mission von James Cameron. So war an der Außenhaut des Tiefsee-U-Boots eine experimentelle Uhr befestigt, die den Tauchgang problemlos überstand. Genau dieses Modell dient nun 10 Jahre später als Vorlage für eine der überraschendsten Neuheiten-Vorstellungen der jüngeren Rolex-Historie - Vorhang auf für die neue Rolex Deepsea Challenge (Referenz: 126067).
Die neue Rolex Oyster Perpetual Deepsea Challenge ist mit ihren 50 mm Durchmesser ein wahrer Gigant der Tiefsee.
Die Fakten
Das neue Modell hört auf den vollen Namen Rolex Oyster Perpetual Deepsea Challenge und hat die Referenz 126067. Damit schließt sich für die Rolex-Kenner eine Lücke in der Nomenklatur der Referenznummern. Denn die letzte Zahl der Referenznummer bezeichnet jeweils das Material, aus dem das Gehäuse der zugehörigen Uhr gefertigt ist. So stehen bspw. die 0 (wie bei der Submariner 126610) für Edelstahl, die 1 (wie bei der GMT-Master II 126711) für Everose Rolesor - also Edelstahl mit Roségold - oder auch die 9 (wie bei der Daytona 116509) für Weißgold. Bis dato waren die Nummern 0 bis 6 sowie 8 und 9 vergeben. Die 7 wird nun erstmalig belegt durch RLX Titan wie Rolex die hauseigene Titanlegierung (Titan Grad 5) nennt.
Das Titangehäuse der Rolex Deepsea Challenge hat einen beeindruckenden Gehäusedurchmesser von 50mm bei einer Höhe von 23 mm sowie einem Lug-to-Lug (Abstand von Horn zu Horn) 61mm. Damit ist die Uhr im Durchmesser um 1 mm kleiner und um 5,5 mm dünner als die experimentelle Uhr, die James Cameron 2012 auf seinen Tauchgang mitnahm. Das Gehäuse besteht aus einem Monoblock-Mittelteil mit verschraubter Triplock-Aufzugskrone und verschraubtem Gehäuseboden. Auf der der Krone gegenüberliegenden Gehäuseflanke ist ein Heliumventil eingelassen. Die einseitig drehbare Lünette ist ebenfalls aus RLX Titan gefertigt und verfügt über eine Zahlenscheibe aus schwarzer Keramik (Cerachrom) mit einer 60-Minuten-Graduierung. Wie bei Rolex üblich, sind die versenkten Graduierungen mit einer Platin-PVD-Schicht belegt.
Das bombierte Saphirglas ist 9,5 mm dick und das Gehäuse hat eine Gesamthöhe von 23 mm.
Über dem tiefschwarzen matten Zifferblatt der Rolex Deepsea Challenge wölbt sich ein rund 9,5 mm dickes Saphirglas. Die applizierten Indizes bestehen ebenso wie die Zeiger aus 18 Karat Weißgold und sind zur besseren Ablesbarkeit mit Chromalight-Leuchtmasse versehen. Ein Schriftzug am Rande des Zifferblatts verrät den Einsatz des patentierten Ringlock-Systems bei der Gehäusekonstruktion. Dabei nimmt einer aus Edelstahl gefertigter Kompressionsring im inneren des Gehäuses den Druck auf, der sich auf das Saphirglas auswirkt. Dadurch wird der Druck auf Gehäuse reduziert, was unter anderem eine flachere Bauweise ermöglicht.
Aufgrund dieser Konstruktion sowie der massiven Bauweise des Gehäuses ist die neue Rolex Deepsea Challenge bis zu 11.000 m wasserdicht, was der Tiefe des Challengertiefs im Marianengraben entspricht. Tatsächlich testet Rolex jede Uhr in einem eigens zusammen mit COMEX (Compagnie Maritime d’Expertises) entwickelten UHP-Überdruckbehälter (UHP = ultra high pressure) mit einer zusätzlichen Sicherheitsmarge von 25 % auf 13.750 m ab.
In einem eigens zusammen mit COMEX entwickelten Überdruckbehälter wird jede Rolex Deepsea Challenge bei einem Druck von bis zu 13.750 m getestet.
Im Inneren dieser extremen Taucheruhr arbeitet das hauseigene Kaliber 3230, das unter anderem auch in den aktuellen Varianten der Submariner No Date und der Oyster Perpetual 36 & 41 zum Einsatz kommt. Es handelt sich um ein automatisches Manufakturwerk mit beidseitig aufziehendem Rotor. Das Werk ist COSC-zertifiziert und durchläuft zudem Rolex eigene Zertifizierung nach Einschalen des Uhrwerks, weshalb es als "Superlative Chronometer" (Chronometer der Superlative) ausgezeichnet wird. Wie bei den modernen Rolex Kalibern üblich, verfügt auch das 3230 über eine Chronergy Hemmung aus paramagnetischen Werkstoffen.
Getragen wird die Deepsea Challenge an einem ebenfalls aus RLX Titan gefertigten Oyster-Band mit Oysterlock-Sicherheitsfaltschließe. Wie bei den Standardvarianten der Rolex Deepsea (Referenz: 136660) ist auch die neue Deepsea Challenge mit dem Glidelock-System ausgestattet, welches eine inkrementelle Verlängerung des Armbandes in 2 mm Schritten bis max. 20 mm ermöglicht. Zudem ist ein Fliplock-Element enthalten, das eine Verlängerung des Armbandes von einmalig rund 26 mm ermöglicht, um die Uhr über einem Taucheranzug zu tragen.
Das Oysterband der Deepsea Challenge is aus RLX Titan gefertigt und verfügt über eine Oysterlock- Sicherheitsfaltschließe, eine Glidelock-Verlängerung sowie ein zusätzliches Fliplock-Element.
Good to know: RLX Titan
Auch wenn die neue Deepsea Challenge die erste von Rolex in Serie produzierte Uhr aus Titan ist, so ist dies nicht das erste Mal, dass Rolex dieses Material verwendet. Rolex experimentiert seit 2007 mit Titan. So besteht bspw. der Gehäuseboden der normalen Deepsea bereits aus Titan. Zuletzt sorgte auch ein Prototyp einer Yachtmaster 42 aus Titan für Aufsehen. Der britische Segler und Rolex Markenbotschafter Sir Ben Ainslie wurde 2020 mehrfach mit einem sportlichen Prototypen der Yachtmaster 42 ohne Datum gesehen, der ebenfalls aus Titan gefertigt ist. Auf den Bildern fällt deutlich die dunkelgraue Farbgebung des Gehäuses auf.
Ein Prototyp der Rolex Yachmaster 42 am Handgelenk von Sir Ben Ainslie - deutlich zu erkennen die dunkle Farbe des Titangehäuses sowie das fehlende Datum (Foto: Rolex).
Rolex verwendet eine Titan Grad 5 Legierung für die eigenen Uhren. Titan Grad 5 gilt als eine der geeignetsten Titanlegierungen für die Gehäusefertigung und ist etwa 40 % leichter als Edelstahl. Die Rolex Deepsea Challenge bringt daher auch "nur" rund 215 g auf die Waage, während die experimentelle Uhr von 2012 noch etwa 350 g wog.
Good to know: die Triplock-Krone
Seit 1970 verwendet Rolex bei Uhren, die eine erhöhte Wasserdichte benötigen, eine Triplock-Augzugskrone. Diese verfügt über zwei Dichtungsbereiche im Inneren des Kronentubus sowie einen dritten in der Krone selbst. Zu erkennen ist die Triplock-Krone an den drei Markierungen unterhalb des Rolex Logos. Diese Markierungen zeigen zudem an, aus welchem Material die Aufzugskrone gefertigt ist. So stehen drei gleich große Punkte für Edelstahl oder Gelbgold; ein größerer Punkt in der Mitte steht für Weißgold und ein kleinerer Punkt in der Mitte ist das Zeichen für Platin. Mit Einführung der neuen Triplock-Aufzugskrone aus RLX Titan, ergibt sich auch hier eine Neuerung: ein Strich zwischen zwei Punkten sind das Symbol für Titan.
Die neue Triplock-Aufzugskrone aus RLX Titan ist durch zwei Punkte und einen länglichen Strich unterhalb des Rolex Logos zu erkennen.
Good to know: Gehäusebodengravur
Rolex ist nicht dafür bekannt, die eigenen Uhren mit aufregenden Gehäuseböden zu versehen. Glasböden oder aufwendige Gravuren wie bei anderen Herstellern, sind bei Rolex in der Regel Fehlanzeige. Aber auch hier gilt wieder: "Ausnahmen bestätigen die Regel". Denn die neue Rolex Deepsea Challenge trägt eine Gravur, die an die beiden von Rolex unterstützen Rekordtauchgänge in den Marianengraben erinnert: 23.01.1960 und 26.03.2012.
Die Gravur auf dem Gehäuseboden erinnert an die beiden von Rolex unterstützen Tauchgänge in den Marianengraben mit der Trieste am 23.01.1960 und der Deepsea Challenge am 26.03.2012.
Das Fazit
Seit Jahren wird spekuliert, wann Rolex endlich eine Uhr in Titan auf den Markt bringt. Nun ist es soweit und doch schafft es die Schweizer Marke mit der Krone uns immer wieder uns zu überraschen. Mit der Lancierung einer 50 mm Armbanduhr basierend auf einem experimentellen Modell aus 2012, hätte vermutlich niemand gerechnet. Die Ausmaße dieser Uhr sind extrem, ebenso wie der Preis. Rund 25.500 EUR (Stand 01.11.2022) verlangt Rolex für das erste eigene in Serie produzierte Titanmodell. Sicherlich ist das keine Uhr für jedermann, aber das will sie auch nicht sein. Niemand braucht eine Armbanduhr, die bis zu 11.000 m wasserdicht ist und selbst nach modernen Maßstäben sind 50 mm Durchmesser bei 23 mm Höhe fernab dessen, was gemeingültig als "gut tragbar" gilt. Darum geht es bei dieser Uhr aber nicht. Stattdessen ist dies eine Machbarkeitsstudie. Eine Uhr der Extreme, die einzig und allein dazu dient zu zeigen, was technisch möglich ist. Das ist eine Uhr für die Sammler und Liebhaber, die die Geschichte der Marke und deren Meilensteine schätzen. Und genau aus diesem Grund finde ich diese Neuheit gut. Als ich erstmalig von der Rolex hörte, die 2012 in den Marianengraben hinabstieg, dachte ich mir: "Wie spannend wäre es, diese Uhr mal in der Sammlung zu haben!" - weniger, um sie wirklich täglich zu tragen, sondern mehr als Sinnbild der technischen Errungenschaft. Heute, 10 Jahre später, ist das möglich. Das mag ich und das schätze ich. Wer eine tragbare Taucheruhr sucht, für den hat Rolex genügend anderes im Sortiment. Und es ist davon auszugehen, dass wir in Zukunft weitere (alltagstauglichere) Uhren aus RLX Titan sehen werden. Wer aber die vermutlich extremste Taucheruhr in Serienproduktion in der eigenen Sammlung haben will, der kann jetzt getrost zur Deepsea Challenge greifen.
Technische Daten: Rolex Deepsea Challenge 126067
Gehäuse | 50 mm Durchmesser; 23 mm Höhe; 61 mm Lug-to-Lug; RLX Titan (Titan Grad 5); 251g Gewicht; einseitig drehbare Lünette mit Keramikeinlage; Heliumventil; 9,5 mm dickes bombiertes Saphirglas; 11.000 m wasserdicht |
Zifferblatt | matt schwarz; Indizes und Zeiger aus 18 Karat Weißgold mit Chromalight-Leuchtmasse |
Uhrwerk | Manufakturkaliber 3230 (automatisch); COSC-zertifziert |
Armband | Oysterband aus RLX Titan; Oysterlock-Sicherheitsfaltschließe; Glidelock-Verlängerungssystem; Fliplock-Element |
Referenz | M126067 |
Verfügbarkeit | ab sofort |
Preis | 25.500 EUR |
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