Breitling legt die 2021 eingeführte Classic Cars Capsule Collection neu. Dieses Mal besteht sie jedoch aus vier statt drei Top Time Modellen und ist erstmalig mit dem hauseigenen B01 Chronographen-Kaliber ausgestattet. Wir haben die neue Top Time B01 Shelby Cobra getestet ...
Autos und Uhren, das sind zwei Themenbereiche, die gut miteinander harmonieren und eine ähnliche Faszination ausüben. So ist es nicht verwunderlich, dass zahlreiche Auto- und Uhrenmarken zusammenarbeiten und ihre Kunden mit gemeinsamen Sondereditionen versorgen. Auch für Breitling sind Autos ein relevantes Thema.
Als Breitling 2021 die Top Time Classic Cars Collection einführte, kam diese auf Anhieb gut bei den Kunden an. Die Marke hatte kurz zuvor die 19-jährige Zusammenarbeit mit dem Automobilhersteller Bentley beendet, weil man sich verstärkt auf das neue Design-Motto »modern retro« fokussieren wollte. Mit amerikanischen Muscle-Cars der 1960er-Jahre anstatt britischen Luxuslimousinen sollte die Marke lässiger und nahbarer werden. Das Ergebnis war die Lancierung einer Capsule Collection aus drei farbenfrohen Top Time Modellen, die eine Hommage an drei historische Auto-Ikonen bildeten: Ford Mustang, Chevrolet Corvette und Shelby Cobra.
Die Wahl fiel nicht willkürlich auf die Top Time als Basis für die neue Kollektion, denn die Wurzeln dieses Modells reichen auch in die 1960er-Jahre zurück. Willy Breitling erkannte damals, dass sich seine Marke einer jüngeren Zielgruppe öffnen muss. Die noch junge Babyboomer-Generation zelebrierte einen aktiven Lebensstil und wollte bewusst mit bestehenden Traditionen brechen. Modelle wie der Navitimer waren zwar nach wie vor erfolgreich, verloren aber vor allen bei der jungen Kundschaft an Bedeutung. So präsentierte Breitling 1964 mit der Top Time eine Kollektion erschwinglicher und sportlicher Chronographen, die sich durch eine schlichte Eleganz und hohe Alltagstauglichkeit auszeichnete. Die Top Time stand für ein neues Lebensgefühl. Ein Chronograph war nicht mehr rein das Werkzeug für Spezialisten, sondern etablierte sich stilsicheres Accessoire für alle Lebenslagen. Daher hätte wohl keine andere Kollektion so gut zu amerikanischen Sportwagen der 1960er gepasst wie die Top Time.
Der Erfolg der 2021 vorgestellten Classic Cars Capsule Collection führte dazu, dass die drei Modelle bald überall ausverkauft waren. Nun legt Breitling die Kollektion in einer überarbeiteten Form neu auf und erweitert sie. Zu den drei Sportwagenklassikern Shelby Cobra, Chevrolet Corvette und Ford Mustang gesellt sich nun erstmals der Ford Thunderbird. Streng genommen ist das kein Sportwagen der 60er-Jahre (die ersten Generationen wurden bereits Mitte der 50er-Jahre eingeführt), aber dennoch passt der Wagen zu dem Lebensgefühl, das Breitling mit dieser Kollektion transportieren möchte.
Die vier neuen Modelle verfügen nun erstmalig allesamt über das identische 41 mm Edelstahlgehäuse mit 100 m Wasserdichtigkeit und sind mit dem hauseigenen Manufakturkaliber B01 ausgestattet. Bis dato hatten die Top Time Ford Mustang und Chevrolet Corvette jeweils ein 42 mm Gehäuse mit dem Kaliber 25, während die Top Time Shelby Cobra ein schmaleres 40 mm Gehäuse besaß und von dem Kaliber 41 angetrieben wurde. Breitling hat die Modelle nun vereinheitlicht. Und dennoch sticht die neue Top Time B01 Shelby Cobra nach wie vor aus dem Quartett heraus, denn als einziges Modell besitzt sie lediglich zwei statt drei Totalisatoren und wirkt dadurch besonders klassisch. Wir haben das Modell nun exklusiv bereits vor dem offiziellen Release getestet.
Der erste Eindruck
Schon bei der ersten Generation der Top Time Classic Cars hat Breitling es geschafft, dass die Modelle nicht nur optisch ansprechend sind, sondern ein Lebensgefühl transportieren, sobald man sie in den Händen hält oder um den Arm schnallt. Und eben jener »Spirit« packt mich auch gleich wieder, als ich die neue Top Time B01 Shelby Cobra erstmalig aus ihrer Transportbox hole. Das Edelstahlgehäuse wirkt gleichermaßen schlicht, elegant und sportlich. Der runde Uhrenkopf mit seinen fast geraden Hörnern und den markanten Pilzdrückern offenbart bereits auf den ersten Blick, dass es sich hierbei um ein Vintage-Design aus den 1960er-Jahren handelt. Verstärkt wird dieser Eindruck zusätzlich durch das gewölbte Saphirglas, das sich über das Zifferblatt spannt. Und dennoch wirkt die Uhr alles andere als altmodisch, sondern irgendwie zeitlos - oder einfach »modern retro«, wie es Breitling nennen würde.
Als Liebhaber von blauen Uhren begeistert mich vor allem das Zifferblatt mit seinen zwei weiß abgesetzten Totalisatoren. Interessanterweise sind diese nicht rund, sondern eher kissenförmig. Auch das trägt zum Retro-Charme bei. Anstatt eines dritten Hilfszifferblatts befindet sich auf 6 Uhr das Shelby-Cobra-Emblem mit dem markanten Schlangenkopf. Zwei dunkelblaue Streifen erstrecken sich vertikal über das Blatt und erinnern damit dezent an die charakteristische Rennlackierung der Shelby Cobra. Überhaupt setzt Breitling auf dem Zifferblatt gekonnt farbliche Akzente. Die mit Super-LumiNova versehenen Stabindizes sind genauso schneeweiß wie die Leuchtmasse auf den Zeigern, die beiden Totalisatoren und die Tachymeterskala, die sich um das Zifferblatt erstreckt. Ergänzt werden Blau und Weiß durch das markante Rot des Shelby-Cobra-Logos. Als Symbol für Sportlichkeit und Geschwindigkeit findet es sich auf beiden Chronographen-Zeigern (Stoppsekunde und Stoppminute) sowie auf dem ersten Abschnitt der Tachymeterskala wieder.
Auch das montierte dunkelbraune Kalbslederband passt zur Retro-Optik. Die angedeutete Lochung erinnert an frühere Rennfahrerhandschuhe und die weiße Kontrastnaht unterstreicht den sportlichen Look. Die neue Top Time B01 Classic Cars Collection ist nun wahlweise auch an einem Milanaise-Edelstahlarmband verfügbar, dieses konnte ich allerdings nicht testen. Dennoch finde ich, dass gerade das braune Lederband sehr gut an der Shelby Cobra aussieht. Eine Neuerung fällt mir allerdings noch auf, bevor ich die Uhr endlich anlege. Beim Umdrehen erblicke ich durch einen Saphirglasboden das Breitling B01 Kaliber. Ein kleines Manko der ersten Generation von Top Time Classic Cars Modellen war in meinen Augen schon immer die Wahl des Uhrwerks gewesen. Sowohl das Kaliber 25 als auch das Kaliber 41 basierten auf dem zugekauften ETA 2892 oder dessen Klon Sellita SW300-1 und versteckten sich hinter einem gravierten Edelstahlboden. Da Breitling mit dem Kaliber B01 eines der besten Chronographenwerke seiner Klasse herstellt, ist dieses Upgrade ein stimmiger Schritt für die Top Time. Zudem erfreut es mich, das Werk nun auch bei der Arbeit begutachten zu können. Neben einem auf das Saphirglas aufgedruckten Shelby Cobra Logo ist hier vor allem die skelettierte Schwungmasse zu erwähnen, die seit 2022 in der leicht überarbeiteten Variante des Kalibers B01 eingesetzt wird.
Am Handgelenk
An meinem 16,5 bis 17 cm Handgelenk sitzt die neue Top Time B01 Shelby Cobra wie angegossen. Die 41 mm des Edelstahlgehäuses dürften eine ideale Größe für eine Vielzahl von Trägern sein. Sie lassen die Uhr weder zu groß noch zu klein wirken. Für mein Empfinden hat Breitling hier einen Sweet Spot getroffen. Das Gehäuse wirkt am Handgelenk flacher, als es die offizielle Angabe von 13,8 mm Höhe vermuten lässt. Grund dafür ist das stark gewölbte Saphirglas, dass kaum zur optisch wahrgenommenen Höhe beiträgt. Mit einem Abstand von Hornspitze zu Hornspitze (Lug-to-Lug) von 50,36 mm ist die Uhr zwar nicht per se klein, aber stimmig proportioniert für ein eher sportlich ausgerichtetes Modell. Lobenswert ist zudem die hohe Wasserdichtigkeit von 100 m, die die Top Time zu einem perfekten Begleiter in allen Lebenslagen werden lässt. Gerade am neuen Edelstahlband müsste die Uhr dann nicht mal mehr beim Duschen oder Schwimmen abgelegt werden. Ich bekomme direkt Lust, sie mit in meinen nächsten Sommerurlaub zu nehmen.
Beim Tragen merke ich, dass ich regelmäßig auf die Uhr schaue - aber nicht, um die Uhrzeit abzulesen, sondern weil mich das Zifferblatt begeistert. Durch das gewölbte Saphirglas fällt auch seitlich Licht auf das Blatt und lässt das Blau erstrahlen. Die Uhr versprüht dabei so viel sportlichen Charme, dass ich Lust hätte, mich ans Steuer eines Roadsters zu setzen und mit ihm über die Landstraßen zu jagen. Leider spielt das deutsche Frühlingswetter noch nicht ganz mit, sodass eine solche Spritztour mit der Top Time am Arm leider ausbleiben muss.
Dennoch habe ich Freude daran ,mit dem Chronographen zu spielen. Satt klickt es, wenn ich ihn starte. Die vertikale Kupplung des Kalibers B01 sorgt dafür, dass der rote Sekundenzeiger flüssig losläuft. Ihr ist zudem zu verdanken, dass beim Betrieb des Chronographen kaum Reibung entsteht und er sogar wie eine zentrale Sekunde dauerhaft laufen kann. Die gestoppten Minuten lassen sich schnell und intuitiv durch die ebenfalls rote Farbgebung des Zeigers im 3-Uhr-Totalisator ablesen. Ein kleiner Wermutstropfen dabei: Nach einer halben Stunde startet der Chronograph quasi wieder von vorne. Durch den Verzicht auf einen Stundenzähler erlaubt die Top Time Shelby Cobra nur das Stoppen von Zeitintervallen von bis zu 30 Minuten. Ein längeres Rennen ließe sich somit eher nicht messen. Unabhängig davon lässt das automatische Manufakturkaliber kaum Wünsche offen. Mit einer Schaltradsteuerung, 70 Stunden Gangreserve, einer Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und einer COSC-Zertifizierung bringt alles mit, was ein moderner Chronograph braucht. In meinen Augen ist das ein großes Plus im Vergleich zum Vorgänger.
Das Fazit
Mir fällt es schwer, mein Testmodell der Top Time B01 Shelby Cobra wieder an Breitling zu zurückzusenden. Zu viel Freude hatte ich in den paar Tagen mit ihr, als dass ich sie schon wieder abgeben wollen würde. Aber leider muss es sein, sie war ja nur ausgeliehen. Breitling hat die erfolgreiche Top Time Classic Cars Capsule Collection mit der Neuauflage nochmals verbessert. Das neue 41 mm Gehäuse ist ein stimmiger Mittelweg, der für eine breite Trägerschaft passt. Das B01 Manufakturkaliber ist über jeden Zweifel erhaben und sorgt aus technischer Sicht noch mal für mehr PS unter der Haube dieser sowieso schon sportlichen Kollektion. Ein Manko des Shelby Cobra Modells ist jedoch, dass zugunsten der ausgewogenen Optik auf einen dritten Totalisator verzichtet wurde und der Chronograph daher nur bis zu 30 Minuten sinnvoll genutzt werden kann.
Unabhängig davon ist die blaue Top Time B01 Shelby Cobra für mich das Highlight dieser Capsule Collection. Sie sieht nicht nur gut aus, sondern sie transportiert ein Lebensgefühl. Das ist etwas, was nicht viele Uhren in diesem Ausmaß können. Wenn ich auf die Top Time an meinem Handgelenk hinabschaue, dann denke ich an Freiheit, an Spaß und an Abenteuer. Sie erzählt davon, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Und fast meine ich den Geruch von Benzin und das satte Brodeln eines V8-Motors wahrzunehmen.
Vorteile:
Modernes und leistungsstarkes Manufakturkaliber
Sportliches Retro-Design, passend zum Auto-Thema
Hohe Wasserdichtigkeit und robuste Eigenschaften
Nachteile:
Chronograph erlaubt nur das Stoppen von Zeitintervallen von bis zu 30-Minuten
Technische Daten: Breitling Top Time B01 Classic Cars Collection
Gehäuse | 41 mm Durchmesser; 13,8 mm Höhe; Gehäuse aus Edelstahl; 100 m wasserdicht |
Zifferblatt | blaues Zifferblatt mit Shelby-Cobra-Logo; zudem erhältlich in Grün (Ford Mustang), Rot (Chevrolet Corvette) oder Weiß (Ford Thunderbird) |
Uhrwerk | Manufakturkaliber B01; Chronograph; automatisch, 70 Std. Gangreserve |
Armband | Braunes Kalbslederband mit Faltschließe; auch erhältlich mit Milanaise-Edelstahlarmband |
Referenz | AB01763A1C1X1 (Shelby Cobra; Lederband) AB01763A1C1A1 (Shelby Cobra; Edelstahlarmband) AB01762A1L1X1 (Ford Mustang; Lederband) AB01762A1L1A1 (Ford Mustang; Edelstahlarmband) AB01762A1L1X1 (Chevrolet Corvette; Lederband) AB01762A1L1A1 (Chevrolet Corvette; Edelstahlarmband) AB01766A1A1X1 (Ford Thunderbird; Lederband) AB01766A1A1A1 (Ford Thunderbird; Edelstahlarmband) |
Verfügbarkeit | ab sofort |
Preis | 7.550 EUR (mit Lederbad) |
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