Omega präsentiert mit dem Kaliber 9920 ein neues Uhrwerk, das erstmalig mit dem patentierten Spirate-System zur ultrafeinen Gangregulierung ausgestattet ist. Zum Einsatz kommt das innovative Werk in der sportlichen Speedmaster Super Racing. Wir haben uns die Neuheit genauer angesehen.
In den letzten 25 Jahren hat die Schweizer Manufaktur Omega regelmäßig mit technologischen Innovationen von sich reden gemacht. Angefangen mit Einführung der von George Daniels erdachten Co-Axial-Hemmung im Jahr 1999 über die Entwicklung der Si14-Siliziumspiralfeder im Jahr 2008 bis hin zum Kaliber 8508 im Jahr 2013, dem ersten antimagnetischen Uhrwerk der Welt, hat Omega immer wieder neue Standards in der Branche gesetzt. Das ist vor allem deshalb beachtlich, da die Luxusuhrenindustrie im Wesentlichen auf jahrhundertealten Grundlagen beruht. Sowohl die 1675 von Christiaan Huygens entworfene Unruh mit Unruhspirale als auch die 1754 von Thomas Mudge entwickelte Schweizer Ankerhemmung bilden nach wie vor noch die technologische Basis der meisten modernen mechanischen Armbanduhren. Dass das mechanische Uhrwerk trotz allem noch nicht zu Ende entwickelt ist, beweist die neueste Innovation aus dem Hause Omega.
Das Spirate-System
Seit 2008 setzt Omega Unruhspiralen ein, die aus Silizium gefertigt sind. Diese werden passend als "Si14" bezeichnet - Si ist das Symbol für Silizium und 14 die entsprechende Ordnungszahl im Periodensystem. Der Vorteil der Si14-Spiralfeder ist dabei, dass sie äußerst widerstandsfähig, stossfest und zudem antimagnetisch ist. Das patentierte Spirate-System beruht auf einer überarbeiteten Si14-Spiralfeder, die eine ultrafeine Gangregulierung ermöglicht. Der Name Spirate steht dabei für die Wörter "Spirale" und "Rate" (eng. für Gang). Mittels eines exzentrischen Reguliermechanismus auf der Unruhbrücke kann die Steifheit des Befestigungspunktes an der Spiralfeder beeinflusst werden. Dabei gilt: Je steifer das System ist, umso schneller schwingt es und umgekehrt. Auf diese Weise kann eine Feinregulierung im Bereich von 0,1 Sekunden pro Tag vorgenommen werden. Im Ergebnis kommt das neue Kaliber 9920 auf eine zertifizierte Präzision von 0/+2 Sekunden am Tag. Ein sehr beeindruckendes Resultat. Zum Vergleich: Rolex reguliert die eigenen Uhrwerke auf -2/+2 Sekunden pro Tag.
Hergestellt wird das Spirate-System aus einem Silizium-Wafer mittels eines internen Verfahrens, das Omega als DRIE bezeichnet. DRIE ist das Akronym von Deep Reactive Ion Etching, also etwa: Reaktives Ionentiefenätzen. Laut Omega soll es durch dieses Verfahren möglich sein, die neue Spiralfeder industriell in größeren Mengen zu produzieren. Es ist somit davon auszugehen, dass sie zukünftig auch in weiteren Modellen zum Einsatz kommen wird. Zum Start ist sie jedoch ausschließlich in der neuen Omega Speedmaster Super Racing erhältlich.
Die Fakten
Bereits auf den ersten Blick zeigen sich die sportlichen Ambitionen der neuen Omega Speedmaster Super Racing. Ebenso wie die bisherige Speedmaster Racing verfügt auch das neue Modell über ein großes 44,25 mm Edelstahlgehäuse mit einer Höhe von 14,9 mm. Sie sorgt somit definitiv für eine gewisse Präsenz am Handgelenk. Die Wasserdichte betrögt 50 m. Getragen wird die Speedmaster Super Racing an einem neuen Metallarmband, das dem Design des aktuellen Bandes der Moonwatch nachempfunden ist. Der Look wirkt besonders durch dessen polierte Mittelglieder stimmig, die mit den polierten Gehäuseflanken und Drückern der Uhr harmonieren.
Auffälliges Detail ist sicherlich das schwarze Zifferblatt mit dem Wabenmuster. Dieses erinnert an das Blatt einer Konzeptuhr der Aqua Terra Kollektion, die Magnetfeldern von bis zu 160.000 Gauß standhalten kann und derzeit im Omega Museum in Biel ausgestellt ist. Auch die gelben Akzente auf dem Blatt der neuen Speedmaster Super Racing sind eine Hommage an eine Aqua Terra. Nämlich an jenes Modell, das 2013 eingeführt wurde und mit dem Co-Axial-Kaliber 8508 erstmalig eine Widerstandsfähigkeit von >15.000 Gauß ermöglicht hat. Omega zelebriert dieses 10-jährige Jubiläum zusätzlich durch die gelbe Nummer 10 auf der Datumsscheibe, die bewusst in einer anderen Schriftart gehalten ist. Unabhängig davon passen die gelben Details aber auch optisch zum "Racing-Look" der Uhr. Typisch ist hierbei vor allem die charakteristische Minuterie, die sich um das Zifferblatt erstreckt. Diese gleicht dem Schachbrettmuster einer Zielflagge im Motorsport, woher auch der Modellname "Racing" stammt. Eingerahmt wird das Zifferblatt durch eine schwarze Keramiklünette mit einer gelben Tachymeterskala aus "Grand Feu"-Emaille.
Dreht man die Omega Speedmaster Super Racing herum, lässt sich durch einen Glasboden das neue Co-Axial-Kaliber 9920 mit dem Spirate-System erblicken. Das Manufakturwerk verfügt über einen automatischen Aufzug und einer Gangreserve von bis zu 60 Stunden. Deutlich sichtbar ist der Mechanismus an der Unruhbrücke, der mittels eines Spezialwerkzeugs die inkrementelle Feinverstellung von 0,1 Sekunden pro Tag ermöglicht. Das Werk wurde vom Eidgenössischen Institut für Meteorologie (METAS) zertifiziert und läuft präzise im Bereich von 0/+2 Sekunden.
Das Fazit
Es ist immer wieder faszinierend, dass vor allem die Schweizer Uhrmacherei nach wie vor auf einer fast schon archaischen technischen Grundlage basiert. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Standards, die bereits im 17. und 18. Jahrhundert für mechanische Uhren gelegt wurden, noch immer zu beherzigen sind. Und so werden auch heute noch die meisten mechanischen Luxusuhren durch das klassische System aus Ankerhemmung und Unruh zum Ticken gebracht - trotz aller damit einhergehenden Nachteile. Doch innerhalb der Grenzen dieses fest definierten Spielfeldes entwickeln manche Hersteller regelmäßig Methoden, um das Optimum aus der doch grundsätzlich veralteten Technologie eines mechanischen Uhrwerks herauszuholen. Omega ist hier definitiv einer der Vorreiter. Die Ernsthaftigkeit und Leidenschaft, mit der Innovationen in einem Rahmen geschaffen werden, der letztlich niemals an die Leistung von modernen Quarzwerken herankommt, trägt erheblich zu der Faszination für die Mechanik bei. Und genau aus diesem Grund schätze ich solche technischen Errungenschaften wie das neue Spirate-System von Omega.
Wie bei allen Innovationen wird die Zeit zeigen, ob sie wirklich die gewünschten Fortschritte bringen. Die neue Speedmaster Super Racing bildet aber einen stimmigen Rahmen, um das neue System zu erproben. Das neue Modell wirkt sportlich, modern, technisch und passt damit ideal zu dem fortschrittlichen Uhrwerk, das in ihm verbaut ist. Ein kleines Manko bleibt jedoch: Mit ihrem stattlichen 44,25 mm Gehäuse ist die neue Speedmaster Super Racing vermutlich doch für einige Liebhaber etwas zu groß. In dem Fall heißt es warten, dass Omega das Spirate-System auch in anderen Modellen zugänglich macht.
Technische Daten: Omega Speedmaster Super Racing
Gehäuse | 44,25 mm Durchmesser; 14,9 mm Höhe; polierter und satinierter Edelstahl; Keramiklünette mit Tachymeterskala aus "Grand Feu"-Emaille; 50 m wasserdicht; Saphirglas |
Zifferblatt | schwarzes Wabenmuster; Zeiger und Indizes mit Superluminova beschichtet |
Uhrwerk | Manufakturkaliber Co-Axial 9920 (automatisch); patentiertes Spirate-System mit Si14-Siliziumfeder und Mechanismus zur Feinregulierung; 28.800 Halbschwingungen (4 Hz.); METAS Chronometer-zertifiziert; auf 0/+2 Sekunden pro Tag reguliert |
Armband | Edelstahlarmband mit polierten und satinierten Elementen |
Referenz | 329.30.44.51.01.003 |
Verfügbarkeit | ab sofort |
Preis | 12.400 EUR |
Irre ich mich, oder ist es das erste mal, dass die Regulierung einer Uhr mit Silizium Spirale, direkt über die Veränderung der Steifigkeit der Spirale erfolgt?