Zusammen mit dem Historiker und Sammler Fred Mandelbaum rekonstruiert Breitling die Geschichte der Premier-Kollektion. Passend dazu lanciert die Marke ein neues Modell, dass das klassische Design der Premier-Modelle mit modernen Features kombiniert. Wir haben die neue Breitling Premier B01 in 42 mm getestet ….
Die Premier-Kollektion feiert ihren 80. Geburtstag. Das Jubiläum hat Breitling zusammen mit dem Sammler und Markenhistoriker Fred Mandelbaum zum Anlass genommen, die Geschichte der Premier Kollektion umfangreich zu rekonstruieren. Fred Mandelbaum recherchierte in den Unternehmensarchiven und bekam exklusiven Zugang zu Dokumenten und Fotografien aus der Kollektion der Familie Breitling. In seinem neuen Buch »Premier Story« porträtiert er diesen bedeutsamen Chronographen, der erstmalig nicht nur funktional, sondern auch stilvoll sein sollte. Eine Kombination, die auch auf die neue Premier B01 in 42 mm zutrifft. Doch werfen wir zunächst mal einen Blick auf die Geschichte des Modells.
Die Geschichte der ersten Breitling Premier
Willy Breitling, der 1932 die Leitung des Familienunternehmens in dritter Generation übernahm, war davon überzeugt, dass Uhren nicht nur Werkzeuge, sondern auch Ausdruck des persönlichen Stils sind. Doch gerade Ende der 1930er- und 40er-Jahre waren Armbanduhren vor allem funktional auf die Anforderungen des Kriegs ausgerichtet. Und auch Breitling produzierte damals Uhren und Cockpit-Instrumente nach militärischen Anforderungen. Dennoch ließ Willy Breitling der Gedanke eines eleganten Chronographens für zivile Zwecke nicht los. So führte die Marke 1943 eine neue Kollektion ein, die den Namen »Premier« erhielt. Die französische Bezeichnung für »der Erste« wurde als Produktnamen gewählt, um die hohen Qualitätsansprüche der neuen Modellreihe zum Ausdruck zu bringen. Diese zeichnete sich vor allem durch gleichsam elegante und dennoch robuste Gehäuse, zuverlässige Chronographen-Kaliber aus dem Hause Venus und aufwendig gefertigte Zifferblätter aus.
Ein Modell, dass den Anspruch der Premier-Kollektion Eleganz und Funktionalität zu kombinieren, repräsentierte wie kein anderes, war die Referenz 777. Im Vergleich zu ihrem Schwestermodell, der Referenz 765, verfügte sie über ein Zifferblatt mit zwei statt drei Totalisatoren. Dadurch wirkte sie deutlich aufgeräumter und eleganter. Über die Jahre wurde das Blatt in verschiedensten Konfigurationen mit Tachymeter-, Telemeter-, Pulsometer- oder Dezimal-Skala produziert. Auch verschiedenen Varianten von Indizes und eine breite Auswahl an Farben waren verfügbar. Das Gehäuse mit seinen schlank-zulaufenden Hörnern hatte einen Durchmesser von 38 mm und wurde wahlweise in Edelstahl oder in 18-karätigem Gold angeboten.
Auch noch heute, 80 Jahre später, kommt das Design der frühen Premier-Modelle gut an und gerade die Referenz 777 ist bei Breitling-Sammlern sehr begehrt. Auch die neueingeführte Premier B01 42 orientiert sich grundlegend an dem Originaldesign aus den 1940er-Jahren. Bereits vor dem Release hatten wir die Möglichkeit, das neue Modell für ein paar Tage zu testen.
Der erste Eindruck
Seitdem die Premier im Jahr 2018 neu aufgelegt wurde, bin ich ein Fan dieser eleganten und gleichsam funktionalen Chronographen-Kollektion. Die erste Premier der Neuzeit verfügte über ein modernes 42 mm Gehäuse und war bereits mit dem B01 Manufakturkaliber ausgestattet. Sie war als sportliche Neuinterpretation des ursprünglichen Premier-Designs gedacht. Im Jahr 2021 wurde die Kollektion dann um ein etwas kleineres und klassischeres Modell mit dem Handaufzugskaliber B09 ergänzt. Mit ihren 40 mm und dem Verzicht auf eine Datumskomplikation kam die Premier Heritage B09 ihrem gedanklichen Vorbild der 777 aus den 1940er-Jahren näher als die anderen Modelle der Premier Kollektion. Die neue Premier B01 42 soll nun diese klassisch-elegante Linie fortführen, aber mit dem automatischen B01-Kaliber mehr Alltagstauglichkeit bieten. Ich war somit sehr gespannt, wie sich das neue Modell schlägt und habe mich ganz besonders über die Möglichkeit gefreut, sie ein paar Tage am Handgelenk zu erleben.
Bereits beim Auspacken fällt mir auf, wie hochwertig die neue Premier B01 Chronograph 42 wirkt. Das Edelstahlgehäuse liegt satt in meiner Hand. Genau wie bei den ursprünglichen Premier-Modellen verfügt auch dieses über die schmalen, sich verjüngenden Hörner. Auf der Oberseite sind sie poliert und glänzen mit der schmalen, ebenfalls polierten Lünette um die Wette. Die rechteckigen Chronographen-Drücker rahmen eine große Aufzugskrone ein und sind im Stile der aktuellen Premier-Modelle gehalten. Die Pilzdrücker des Originals aus 1943 hätten ihr jedoch auch gut zu Gesicht gestanden. Ein gewölbtes Saphirglas spannt sich über das Zifferblatt und erinnert damit auch an ihren gedanklichen Urahnen - die Referenz 777. Ein Vorteil von gewölbten Saphirgläsern ist, dass sie auch seitlich das Licht einfangen und das Zifferblatt strahlender und wärmer erscheinen lassen. So auch bei meinem Testmodell, das ein helles, cremefarbenes Zifferblatt hat.
Das Zifferblatt der neuen Premier B01 gefällt mir ganz besonders. Genau wie das Gehäuse ist auch dieses dem der 777 nachempfunden. Zwei Totalisatoren auf 3 und 9 Uhr sorgen für einen ausbalancierten Look. Ein schönes Detail: Der Stopp-Minutenzähler des Chronographen ist genauso unterteilt wie bei der Referenz 777 und verfügt über verlängerte Indizes bei 3, 6 und 9 Minuten. Über deren Herkunft ranken sich einige Mythen, aber als wahrscheinlich gilt, dass diese Markierungen Mitte des letzten Jahrhunderts eine Orientierungshilfe bei Ferngesprächen waren. In zahlreichen Ländern haben Telefongesellschaften Ferngespräche in 3-Minuten-Intervallen abgerechnet, weshalb es nützlich war, auf einen Blick die Dauer eines solchen mit einem Blick aufs Handgelenk zu erfassen.
Die applizierten Ziffern lassen das Blatt klassisch und hochwertig erscheinen. Sie sind ebenso eine Hommage an die 777 wie die Tachymeterskala. Breitling bietet zwar heutzutage weniger Zifferblattvarianten in der Premier B01 an als beim Original, fokussiert sich aber auf die womöglich nützlichste Art der Skalierung. Denn Telemeter-, Pulsometer und Dezimeter-Skalen dürften zwar Liebhaber von Vintage-Chronographen begeistern, aber insgesamt für die meisten Träger doch kaum nützliche Relevanz im Alltag haben. Eine Skala zum Messen von Geschwindigkeiten bietet dann doch deutlich mehr Anwendungszwecke.
Ein Unterschied zum Original ist das Datumsfenster auf 6 Uhr. Die Platzierung ist gut gewählt, weil sie die Symmetrie des Blattes nicht stört. Ein kleines Manko ist jedoch, dass mit Ausnahme der schwarzen Premier B01 42 alle anderen Farbvarianten ausschließlich über weiße Datumsscheiben verfügen. Das gewährleistet zwar eine gute Ablesbarkeit, jedoch hätte mir eine dezente Datumsscheibe in Zifferblattfarbe besser gefallen. Doch insgesamt wirkt die neue Premier sehr stimmig und gut verarbeitet. Nun wird es Zeit, die Uhr anzulegen.
Am Handgelenk
Das 42 mm Edelstahlgehäuse der neuen Premier B01 sitzt angenehm an meinem 16,5 bis 17 cm Handgelenk, hat jedoch durchaus eine gewisse Präsenz. Der Abstand von Horn zu Horn (Lug-to-Lug) beträgt 50,03 mm. Das ist für eine Sportuhr nicht viel, jedoch für ein elegantes Modell eher am oberen Ende des Bereichs. Mit einer Höhe von 13,6 mm ist die neue Premier nicht per se flach, aber gut proportioniert, wenn man berücksichtigt, dass es sich hierbei um einen Choreographen handelt. Zum Vergleich: die Premier Heritage B09 mit ihrem Handaufzugskaliber ohne Datumskomplikation ist nur etwa einen halben Millimeter dünner.
Was ich sehr an Breitling schätze, ist, dass sie robuste Uhren bauen. Obwohl die Premier B01 Chronograph 42 durchaus elegant ist, heißt das nicht, dass sie nicht auch sportlich kann. Mit einer Wasserdichtigkeit von 100 m ist die Uhr bestens für alle Lebenslagen geeignet, wenngleich ich nicht empfehlen würde, mit dem montierten Alligatorlederband schwimmen zu gehen. Allerdings sind die neuen Modelle auch wahlweise an einem siebenreihigen Edelstahlarmband erhältlich, wodurch die Uhr nicht nur optisch deutlich sportlicher wirkt, sondern auch breiter einsetzbar ist.
Im Alltag erwische ich mich dabei, wie ich regelmäßig mit dem Chronographen herumspiele. Mal eben den täglichen Arbeitsweg stoppen, das Abkochen von Reis und Nudeln timen oder im Büro messen, wie lange das Teammeeting wirklich dauert. Alles nicht notwendig, aber es bereitet mit Freude mit der Uhr zu interagieren. Das hauseigene Manufakturkaliber B01 wird in der Testzeit mein bester Freund. Der Schaltradchronograph mit vertikaler Kupplung lässt sich angenehm bedienen. Der Rotor zieht beidseitig auf und die Gangreserve von 70 Stunden ist selbst nach modernen Ansprüchen mehr als ausreichend. Das Werk ist von der COSC als Chronometer zertifiziert und schlägt mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde. Breitling hat das 2008 eingeführte Kaliber im vergangenen Jahr zudem nochmals überarbeitet. Die aktuelle Variante ist unter anderem anhand der kompakteren und teilskelettierten Schwungmasse erkennbar, die sich durch den Saphirglasboden der Premier B01 42 beobachten lässt.
Das Fazit
Die neue Premier B01 42 führt gekonnt die Tradition der Kollektion fort. Sie zeichnet sich durch die Eigenschaften aus, für die bereits die Premier 777 in den 1940er-Jahren geschätzt wurde: Funktionalität, Qualität und Eleganz. Das Kaliber B01 passt gut zu ihr und lässt sie im Vergleich zur Premier Heritage B09 noch etwas alltagstauglicher werden. Damit ist die neue Premier ein idealer Allrounder für alle Lebenslagen - insbesondere, wenn sie am Stahlband getragen wird. Dennoch hätte ich sie persönlich lieber in einem 40 mm Gehäuse wie dem der Premier Heritage B09 gesehen, da dies die Tragbarkeit noch erhöht und die klassische Eleganz des Modells stärker betont hätte.
Vorteile:
Modernes und leistungsstarkes Manufakturkaliber
Hochwertige Gehäuseverarbeitung
Hohe Wasserdichtigkeit und robuste Eigenschaften
Nachteile:
Großes Gehäuse lässt Uhr weniger elegant wirken
Datumsscheibe (bei den meisten Modellen) nicht in Zifferblattfarbe
Technische Daten: Breitling Premier B01 Chronograph 42
Gehäuse | 42 mm Durchmesser; 13,6 mm Höhe; Gehäuse aus Edelstahl; 100 m wasserdicht |
Zifferblatt | cremefarbenes Zifferblatt; zudem erhältlich in Schwarz, Blau, Lachs oder Grün |
Uhrwerk | Manufakturkaliber B01; Chronograph; automatisch, 70 Std. Gangreserve |
Armband | Braunes Alligatorlederarmband mit Faltschließe |
Referenz | AB0145211G1P1 (Creme; Alligatorlederarmband) AB0145211G1A1 (Creme; Edelstahlarmband) |
Verfügbarkeit | ab sofort |
Preis | 8.600 EUR (mit Alligatorlederband) 8.950 EUR (mit Edelstahlband) |
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