Die erste Hublot, eine Uhr im Gelbgoldgehäuse am schwarzen Kautschukband, stellte 1980 einen Konventionsbruch in der traditionellen Schweizer Uhrenwelt dar. Rund 42 Jahre später lässt Hublot das Ursprungsmodell mit der Classic Fusion Original Yellow Gold neu aufleben. Wir haben den neuen alten Klassiker getestet.
Es ist immer wieder überraschend, dass eine weltweit so bekannte Uhrenmarke wie Hublot gerade einmal etwas über 40 Jahre alt ist, wo doch zahlreiche der namhaften Schweizer Uhrenmanufakturen auf bis zu jahrhundertealte Historien zurückblicken. Doch offensichtlich hat Hublot in den letzten 40 Jahren etwas richtig gemacht und es geschafft, sich in der teilweise doch sehr traditionellen Uhrenwelt einen Namen zu machen. Doch gehen wir einmal zurück zu den Anfängen der Marke.
Die Anfänge der Marke Hublot
Gegründet wurde die Marke Hublot vom italienischen Unternehmer Carlo Crocco. Crocco wurde am 6. November 1946 in Varese, einer Industriestadt in Norditalien geboren. Er wuchs in einer Unternehmerfamilie auf, die seit zwei Generationen in der Uhrenindustrie tätig waren. Nachdem sein Vater früh starb, kümmerte sich Carlo Croccos Mutter maßgeblich um das Familienunternehmen Innocente Binda, einem Produzenten und Distributor von Schmuck und Uhren. Bereits während seines Studiums in Mailand trat Carlo Crocco ebenfalls in das Unternehmen ein und überzeugte dort schnell mit seinen revolutionären und innovativen Ideen.
Während seiner Arbeit bei Innocente Binda verspürte er zunehmend das Verlangen, selbst Uhren zu gestalten. Und so kreierte er für die Marke Breil diverse Modelle und Kollektionen, bei denen er auch erstmalig Kautschuk für Bänder und Gehäuse verwendete. Die günstigen und farbenfrohen Uhren waren ein großer Erfolg in Italien, doch Carlo Crocco war überzeugt, dass es auch einen Markt für hochwertige Armbanduhren mit solch kreativen Designkonzepten gab. So legte er zunächst eine neue Kollektion auf, die er nach seiner Frau "Marie Daniel" benannte. Die Marie Daniel Uhren zeichneten sich alle durch runde Goldgehäuse aus. Ein Modell, das ganz besonders gut angenommen wurde, verfügte zudem über 12 kleine Schrauben, die sich um das Zifferblatt verteilten. Der Erfolg ließ Carlo Crocco zum Entschluss kommen, sein eigenes Unternehmen zu starten. Kurzerhand verließ er Innocente Binda, um sein eigenes Unternehmen in der Schweiz zu gründen. Er benannte die neue Firma wiederum nach seiner Frau "Marie Daniel Montres", kurz MDM.
Seine zuvor gesammelten Erfahrungen und das Feedback zu seinen Designs flossen maßgeblich in sein erstes eigenes Projekt ein. Er wollte eine luxuriöse und hochwertige Uhr entwickeln, die zugleich sportlich und unkonventionell war. Ihm war es dabei wichtig, dass seine eigene Uhr auch den technischen Qualitätsstandards der Schweizer Uhrenindustrie entsprach. Die Basis seines Designs wurde ein schlichtes rundes Gehäuse, dass er mit diversen Designelementen verfeinerte. So integrierte er auch hier wieder die 12 kleinen Schrauben, die Lünette und Gehäuse miteinander verbanden und zugleich auch als Stundenmarkierungen dienten. Das runde Gehäuse mit den Schrauben ähnelte einem Bullauge, weshalb Crocco seiner Uhr den Namen "Hublot" (französisch für Bullauge) gab.
Das 36 mm Gehäuse der ersten Hublot war aus Gelbgold gefertigt und Crocco dachte lange über ein passendes Band nach. Golduhren verfügten klassischerweise über Goldbänder oder alternativ hochwertige Lederbänder. Das erschien Crocco jedoch zu unkonventionell. So kam ihm der Gedanke, ein schwarzes Band aus Naturkautschuk für die Uhr zu verwenden. Die Idee stieß zunächst nicht auf große Begeisterung und sowohl seine Lieferanten als auch seine Familie hielten die Idee für verrückt. Die Entwicklung eines passenden Bandes nahm ganze drei Jahre in Anspruch und so dauerte es bis zum Jahr 1980, bis Carlo Crocco sein erstes Modell auf der Baseler Uhrenmesse vorstellen konnte.
Die Idee, eine hochwertige Golduhr mit einem schlichten schwarzen Kautschukband zu kombinieren, war ein Bruch mit den bestehenden Konventionen, doch die Neuartigkeit der Idee kam gut an und die MDM Hublot wurde zum Erfolgsmodell. Über die Jahre ist aus MDM die Marke Hublot geworden und die Fusion verschiedenster Materialien hat sich zu ihrem Markenzeichen entwickelt.
Im Rahmen der LVMH Watch Week 2023 hat Hublot nun eine Variante der Classic Fusion präsentiert, die sich stark an das Design des Ursprungsmodells aus 1980 anlehnt. Wir haben die neue Hublot Classic Fusion Original Yellow Gold in 38 mm nun getestet.
Der erste Eindruck
Ich muss vorweg gestehen, dass die Classic Fusion nie meine Lieblingskollektion von Hublot war. Zu schlicht, zu unaufgeregt wirkte sie seit jeher auf mich im Vergleich zu den oft so farbenfrohen und lauten Big Bangs. So habe ich sie auch meist links liegen gelassen, wenn ich mir Hublot Modelle bspw. in der Boutique angeschaut habe. Dennoch muss ich zugeben, dass mich der Anblick der neuen Classic Fusion Original direkt fesselte, als ich das Testmodell auspackte. Ihr tiefschwarz-lackiertes Zifferblatt faszinierte mich auf Anhieb.
Ähnlich wie bei der ersten MDM Hublot wurde auch bei der Classic Fusion Original auf Indizes verzichtet. Das Zifferblatt erhält dadurch einen ganz besonders minimalistischen Charme. Zeitlos und elegant wirkt es. Lediglich ein übergroßes Hublot-Logo sowie ein Datumsfenster durchbrechen seine aufgeräumte Optik. Eingefasst ist das Zifferblatt in ein rundes Gelbgoldgehäuse. Im Gegensatz zum Original ist an diesem die Lünette aber mit 6 Schrauben anstatt mit 12 Schrauben fixiert. Damit folgt Hublot den aktuellen Designcodes der Marke, erschwert jedoch das Ablesen der Uhrzeit, da weder Schrauben noch Indizes als Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Doch als mein Auge über das teils polierte, teils gebürstete Gehäuse wandert, bin ich mir sicher: Bei dieser Uhr geht es nicht um das Ablesen der Zeit.
Bereits nach wenigen Sekunden mit der neuen Classic Fusion Original wird mir bewusst, dass Hublot es mit dieser Uhr geschafft hat, ein besonderes Gefühl zu transportieren. Die Änderungen im Vergleich zu den bisherigen Classic Fusion Modellen wirken zunächst klein: Verzicht auf Indizes, Vergrößerung des Hublot Logos, Wegfall von zusätzlichen Schriftzügen auf dem Zifferblatt. Aber sie resultieren in einem Modell, das bereits auf den ersten Blick eine ganz andere Geschichte erzählt. Die Classic Fusion Original versetzt ihren Träger zurück in die frühen 1980er-Jahre. Sie erzählt von einer Zeit des Umbruchs in der Uhrenwelt, die zuvor so massiv von der Quarzkrise gebeutelt wurde. Sie vermittelt ein mediterranes Lebensgefühl von Leichtigkeit und Freiheit gepaart mit der Qualität und dem Exklusivität der Schweizer Uhrenindustrie. Kurz fühle ich mich wie ein Besucher der Baselworld 1980, der erstmals Carlo Croccos MDM Hublot in den Händen hält.
Die Classic Fusion Original gefällt mir. Sie wirkt hochwertig, elegant, sportlich und zeitlos zugleich. Das spürbare Gewicht des Goldgehäuses trägt seinen Teil dazu bei, dass ich die Uhr als außergewöhnlich empfinde. Nun wird es Zeit, die Uhr ans Handgelenk anzulegen.
Am Handgelenk
Die neue Classic Fusion Original Yellow Gold ist in drei Gehäusegrößen verfügbar: 33, 38 und 42 mm. Ich habe das mittlere Modelle getestet, das am ehesten als unisex beschrieben werden kann und zugleich dem Original von 1980 am nächsten kommt. Als Freund von sportlichen Uhren erscheint mir die Classic Fusion Original daher zunächst ungewohnt klein am Arm. Auch wenn ich mit meinem 16,5 bis 17 cm Handgelenksumfang durchaus kleinere Uhren tragen kann, fühle ich mich in der Regel mit Uhren > 40 mm wohler. Dies ist aber auch immer eine Gewöhnungssache. Gut tragbar ist das 38 mm Gehäuse jedoch allemal.
Besonders gefällt mir, dass die Uhr mit 9,85 mm Höhe erstaunlich flach ist und sich förmlich ans Handgelenk anschmiegt. Beim Tragen rutscht sie leicht unter die Hemdmanschette oder den Ärmel des Sweaters. Fast schon schade, erwische ich mich doch dabei, wie ich regelmäßig auf die gelbgoldene Uhr an meinem Handgelenk starre. Ein Manko hat die flache Bauweise jedoch auch. Die Hublot Classic Fusion Original ist lediglich 50 m wasserdicht und damit zwar zum Händewaschen und Duschen geeignet, schwimmen oder gar tauchen sollte man aber nicht mit ihr.
Die MDM Hublot überraschte 1980 mit ihrem schwarzen Band aus Naturkautschuk. Heutzutage sind Kautschukbänder an Luxusuhren zum Standard geworden. Da hat Hublot wahrlich Pionierarbeit geleistet. Kein Wunder also, dass auch die Classic Fusion Original am schwarzen Kautschukband getragen wird. Dieses kontrastiert geschickt mit dem Gelbgoldgehäuse und sorgt für einen sportlichen Look. Das Band ist weich und liegt angenehm am Arm. Mittels einer Doppelfaltschließe mit seitlichen Drückern lässt es sich einfach öffnen und schließen. Die Faltschließe ist dabei eine Neuerung dieses Modells. Normalerweise verwendet Hublot einfache Faltschließen, bei denen beide Bandhälften im geschlossenen Zustand übereinander liegen. Dadurch lässt sich die Uhr zwar leicht an den jeweiligen Handgelenksumfang anpassen, ist aber auch rund um die Schließe durch die überlappenden Bandhälften relativ dick. Das Band der Classic Fusion Original hingegen muss initial auf den Handgelenksumfang ihres Trägers gekürzt werden. Das ist zwar irreversibel und sollte daher fachmännisch durchgeführt werden, trägt aber zum passgenauen Sitz und zur schlanken Optik bei. Wie bei den Classic Fusion Modellen üblich, verzichtet auch hier Hublot auf den Einsatz des patentierten One-Click-Systems.
Im Inneren der Classic Fusion Original tickt das automatische Kaliber HUB1110. Obwohl Hublot für die anderen Kollektionen zahlreiche Manufakturwerke einsetzt, werden in der Classic Fusion Reihe meistens zugekaufte Werke verwendet. Hier stellt auch die neue Classic Fusion Original keine Ausnahme dar. Das Kaliber HUB1110 basiert auf dem bekannten Sellita SW300-1 und ist mit einem teilskelettierten Rotor im Hublot-Design verziert. Dieser lässt sich durch den Saphirglasboden auf der Gehäuserückseite beobachten. Das Werk verfügt über eine Gangreserve von 42 Stunden und schlägt mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (4 Herz). Wenngleich mich ein zugekauftes Werk nicht stört, hätte ich es begrüßt, wenn Hublot die Neuauflage des Originals zum Anlass genommen hätte, das Manufakturkaliber HUB1710, das auf dem Zenith Elite 670 basiert, erstmalig in der Classic Fusion Kollektion einzuführen.
Die Hublot Classic Fusion Yellow Gold 38 hat einen Listenpreis von 21.400 EUR und ist seit Januar 2023 weltweit in Hublot Boutiquen und bei ausgewählten Konzessionären verfügbar. Die Modelle sind nicht limitiert.
Das Fazit
Die neue Hublot Classic Fusion Original 38 gefällt mir überraschend gut. Bis dato hätte ich immer die Big Bang einem Classic Fusion Modell vorgezogen. Doch durch ein paar dezente Änderungen am Design hat Hublot es geschafft, diesen außergewöhnlich luxuriösen und dennoch sportlich-innovativen Spirit des Ursprungsmodells aus den 1980ern wieder aufleben zu lassen. Ich sehe mich selbst nicht als Träger von Gelbgolduhren. Und doch würde ich die Hublot Classic Fusion Original Yellow Gold jederzeit tragen. Auch 42 Jahre nach dem ersten Hublot Modell ist es genau diese unkonventionelle Kombination aus Gold und Kautschuk, die eine feine Uhr auf angenehme Art und Weise leger wirken lässt. Carlo Crocco hat damals ein Design entwickelt, das stilprägend für eine ganze Reihe von hochwertigen Sportuhren werden sollte. Und somit ist auch die neue Classic Fusion Original ein stimmiges Gesamtkonzept und eine gelungene Hommage an die MDM Hublot, wenn man über ihre kleinen Schwächen hinwegsehen kann. Die Verwendung des Dreizeiger-Manufakturkalibers HUB1710 hätte ich ebenso begrüßt wie eine erhöhte Wasserdichtigkeit von 100 m. Dennoch würden mich beide Faktoren nicht vom Kauf der Uhr abhalten. Denn bei Luxusuhren geht es nicht um rationale Faktoren. Es geht um Emotionen und es geht um Gefühle. Und manche Uhren schaffen es, ihrem Träger ein ganz besonderes Gefühl zu vermitteln. Die Classic Fusion Original Yellow Gold ist eine solche Uhr. Und das macht sie so besonders.
Vorteile:
Hochwertige Verarbeitung
Schlankes Design
Gelungene Neuauflage der ersten Hublot
Nachteile:
Kein Manufakturkaliber
Nur 50 m wasserdicht
Technische Daten: Hublot Classic Fusion Original Yellow Gold 38 mm
Gehäuse | 38 mm Durchmesser; 9,85 mm Höhe; Gehäuse aus18 Karat Gelbgold; 50 m wasserdicht |
Zifferblatt | schwarz lackiertes Zifferblatt |
Uhrwerk | Kaliber HUB1110 (Basis: Sellita SW300-1); automatisch, 42 Std. Gangreserve |
Armband | schwarzes Kautschukband mit Faltschließe |
Referenz | 565.VX.1230.RX.MDM |
Verfügbarkeit | ab sofort |
Preis | 21.400 EUR |
Sehr gelungenes Modell. Schön vorfallen, dass man sich nicht zum Trend der Romane auf dem Zifferblatt hinreißen hat lassen und sparsam mit Text umgegangen ist. Die Reduzierung der Anzahl der Schrauben tut ihr für mein Gefühl ebenfalls gut.
Auch wenn mittlerweile viele hochwertige Modelle ein Kautschukarmband tragen, gelingt es doch selten bis nie, es so elegant wie hier wirken zu lassen.