Auf der Watches & Wonders 2023 feiert Rolex den 60. Geburtstag der Daytona und präsentiert sie dazu in einer leicht überarbeiteten Form. Neben einem neuen Werk finden wir in der Platin-Variante nun auch einen Saphirglasboden - eine Premiere bei einem Sportmodell von Rolex. Wir haben uns die neue Kollektion im Detail angesehen und die Modelle in Edelstahl und Platin getestet...
Nur wenige Uhren haben einen Status wie die Rolex Oyster Perpetual Cosmograph Daytona - oder kurz: »Daytona«. Allein der Klang ihres Namens sorgt unter Uhrensammlern und -liebhabern schon für feuchte Hände und einen beschleunigten Puls. Jeder will sie, nur wenige können sie bekommen. Die Daytona ist mehr als eine Armbanduhr. Sie ist eine Legende.
Anlässlich ihres 60. Jubiläums lanciert Rolex die Daytona in einer überarbeiten Form. Doch auf den ersten Blick sind die Neuerungen gar nicht so offensichtlich. Wir haben uns daher die neue Rolex Daytona auf der Watches & Wonders 2023 mal genauer angesehen.
Der erste Eindruck
Es ist für mich das Highlight der diesjährigen Messe. Leicht nervös sitze ich an einem langen Tisch in einem der Besprechungsräume des Rolex-Standes auf der Watches & Wonders. Edle Hölzer, Beigetöne und grünes Leder umgeben mich. An den Wänden hängen gerahmte Bilder der Rolex-Neuheiten. Auf einem Bildschirm an der Wand läuft ein Video mit der offiziellen Produktpräsentation. Aber dafür habe ich gerade keine Augen. Stattdessen schiele ich auf das Vorlagetablett, das soeben auf den Tisch gestellt wurde. Denn da liegt sie bereits, die neue Daytona. Um genau zu sein, liegt da nicht nur eine Uhr, sondern diverse Varianten. Denn Rolex hat die gesamte Modellreihe der Daytona überarbeitet und neu eingeführt. Neben zwei Ausführungen in Edelstahl bzw. Oystersteel, wurden somit diverse Varianten in Rolesor gelb (Bicolor), Gelbgold, Weißgold, Everose-Gold sowie in Platin vorgestellt. Die neuen Modelle ersetzen ab sofort alle bisherigen Referenzen der Daytona. »Bye bye 116500LN« - »Hallo 126500LN!«.
Nun halte ich es nicht mehr aus und greife zu dem Tablett. Die neue Daytona ist auf den ersten Blick unverkennbar eine Daytona. Das aufgeräumte Zifferblatt ohne Datum mit den drei kontrastierenden Totalisatoren, die Keramiklünette mit der Tachymeterskala, die verschraubten Chronographendrücker und das hochwertige Oysterband, all das ist typisch für die Daytona. Doch jetzt, wo ich sie in den Händen halte, stelle ich fest, dass die Uhr verändert wurde - allerdings behutsam.
Allen voran hat sie ein neues Gehäuse erhalten, dessen Form überarbeitet wurde. Rolex spricht davon, dass es das Licht besser einfängt. Mir fällt auf, dass das Gehäuse geradliniger wirkt. Nach wie vor ist der Übergang vom runden Mittelteil zu den Hörnern fließend. Aber die seitliche Wölbung wurde minimal reduziert, wodurch die neue Daytona etwas maskuliner und sportlicher wirkt. Es handelt sich hierbei um Details - aber die sind es, die seit jeher bei Rolex viel ausmachen. Und so fallen auch im Profil Unterschiede auf. Die Hörner der bisherigen Daytona waren eher spitz zulaufend. Nun haben sie in der Seitenansicht eine stärkere Rundung zur Hornspitze hin und sind am Ende etwas nach unten gezogen, ähnlich wie es beispielsweise bei den Yacht-Master 42 Modellen am Oysterflex-Band der Fall ist.
Eine weitere Neuerung betrifft die Modelle mit »Cerachrom« Keramiklünette. Diese ist erstmalig von einem schmalen Ring im jeweiligen Gehäusematerial eingefasst. Damit erinnert der Look an die frühen Daytona-Modelle aus den 1960er-Jahren mit Aluminium-Lünetten, wie zum Beispiel die Referenz 6240. Das ist eine bewusste Anlehnung an die lange Historie der Modellreihe. Gleichermaßen lässt diese Anpassung die Uhr jedoch auch etwas feiner wirken als ihre Vorgängerin.
Rolex hat auch die Zifferblätter der Daytona überarbeitet - eine Änderung, die bereits auf den ersten Pressebildern deutlich aufgefallen ist. Wenngleich die Totalisatoren nach wie vor den gleichen Durchmesser haben, wirken sie doch etwas schmaler als beim vorherigen Modell. Das liegt vor allem daran, dass die Ringe im Vergleich etwas dünner geworden sind. Dazu passend sind nun auch die Indizes schmaler geworden. Insgesamt wirkt das Zifferblatt durch diese dezenten Änderungen leicht vergrößert und weniger gedrängt. Die Farben der Zifferblätter sind hingegen im Wesentlichen identisch zum Vorgängermodell, so ist sie in der Edelstahlausführung nach wie vor mit einem schwarzen und weißen Blatt verfügbar, während die Platin-Variante über ein eisblaues Blatt verfügt.
Die größte Neuerung der gesamten Modellreihe fällt mir beim Umdrehen der Daytona 126506 in Platin auf. Erstmalig hat Rolex hier bei einem Professional-Modell einen Saphirglasboden verbaut, der einen Blick auf das neue Manufakturwerk 4131 erlaubt. Das Kaliber 4131 ist eine Weiterentwicklung des 4130, dem ersten hauseigenen Chronographen-Werk der Manufaktur. Es wurde im Jahr 2000 zusammen mit der Daytona 116520 lanciert. Nach 23 Jahren im Dienst wurde es nun Zeit für ein Upgrade. Wobei auch hier die Änderungen eher behutsamer Natur sind. Nach wie vor verfügt das Werk über ein Schaltrad mit vertikaler Kupplung. Auch die Gangreserve von 72 Stunden ist unverändert. Jedoch wird nun erstmals die hauseigene Chronergy-Hemmung verbaut. Diese besteht aus einer antimagnetischen Nickel-Phosphor-Legierung und besticht durch ihren hohen Wirkungsgrad. Zudem verfügt das 4131 nun auch über das bereits 2005 eingeführte Paraflex-Antischock-System. Die beidseitig aufziehende Schwungmasse, die bei den Edelmetallmodellen aus 18-karätigem Gelbgold besteht, hat ein teilskelettiertes Design. Darunter sind die mit Côtes de Genève verzierten Brücken sichtbar.
Am Handgelenk
Die neue Daytona sitzt sehr gut an meinem 16,5 - 17 cm Handgelenk. Ihr Durchmesser beträgt 40 mm und laut Rolex hat sich hier nichts im Vergleich zur Vorgängerin verändert. Dennoch wirkt sie für mein Empfinden etwas größer als die alte Daytona. Das mag auch an der Form der Hörner liegen, die mir etwas länger erscheinen. Da die Daytona aber nie eine wirklich große Uhr war, steht ihr das kleine Plus an Präsenz und Sportlichkeit in meinen Augen sehr gut. Angenehm ist vor allem auch ihre Bauhöhe. Mit 11,9 mm ist sie sogar einen halben Millimeter flacher als die vorherige Referenz. Damit ist die Daytona deutlich flacher als die meisten ihrer Konkurrenten am Markt - wieder etwas, das den Nimbus dieser Uhr ausmacht. Trotz allem ist die Daytona nach wie vor 100 m wasserdicht und damit im Grunde für alle Lebenslagen bestens geeignet.
Für den angenehmen Sitz am Arm sorgt zusätzlich das dreireihige Oysterband. Es gibt wohl wenige Metallbänder am Markt, die besser gefertigt sind. Das Band der Daytona ist zudem mit einer Oysterclasp und Easylink-System ausgestattet. Letzteres ermöglicht bei Bedarf die Verlängerung des Bandes um etwa 5 mm. Das klingt wenig, ist aber gerade dann sinnvoll, wenn der Arm durch Temperaturunterschiede oder sportliche Betätigung anschwillt. Und oftmals sind es eben diese 5 mm, die über den angenehmen Sitz einer Uhr entscheiden.
Als Liebhaber von Chronographen lasse ich es mir selbstverständlich nicht nehmen, diese Funktion auch zu testen. Ein Nachteil der Daytona ist seit jeher (mit Ausnahme bei einzelnen Vintage-Modellen), dass die Chronographendrücker ebenso wie die Krone verschraubt sind. Ursprünglich zum Schutz vor eindringendem Wasser gedacht, ist dies heute vielmehr ein typisches Designmerkmal des Modells und daher nicht wegzudenken. Dennoch ist das durchaus unpraktisch, wenn man schnell mal die Zeit stoppen möchte. Sobald die Drücker jedoch einsatzbereit sind, lassen sie sich mit einem sanften und angenehmen Klicken betätigen. Flüssig und ohne einen Sprung rennt der Stoppsekundenzeiger los. Durch die robuste Konstruktion des Kalibers 4131 mit seiner vertikalen Kupplung kann dieser auch dauerhaft als zentrale Sekunde laufen gelassen werden, ohne dass das Werk dadurch einen Schaden nimmt.
Viel zu schnell geht der Pressetermin bei Rolex für mich vorbei. Nur schweren Herzens lege ich die Uhren wieder zurück auf das Tablett, denn viel zu gerne hätte ich die Daytona einfach an meinem Handgelenk behalten. Zu sehr angetan hat es mir dieser zeitlos schöne Chronograph. Die neue Rolex Daytona wird ab Spätsommer 2023 ausgeliefert - vielleicht versuche ich dann mein Glück? Die Listenpreise starten bei 14.850 EUR für das Modell in Edelstahl. Die Variante in Platin schlägt mit 76.400 EUR zu Buche. Doch letztlich spielen diese Preise vor dem Hintergrund der hohen Nachfrage und begrenzten Verfügbarkeit nur eine untergeordnete Rolle. Glücklich ist der, der eine bekommt.
Das Fazit
Als ich die ersten Bilder der neuen Daytona gesehen habe, war ich skeptisch hinsichtlich der Änderungen an Gehäuse und Zifferblatt. Kurzfristig störte sich mein Auge an den kleinen Abweichungen vom gewohnten Design des vorherigen Modells. Doch nachdem ich die Uhr nun am Handgelenk erleben durfte, hat sich meine Meinung geändert. Manchmal sind es eben die kleinen Details, die ein Produkt noch besser machen.
Wie keine andere Marke versteht es Rolex, die eigenen Modelle durch behutsame Veränderungen immer noch ein Stück weit mehr zu optimieren. Statt großen Produktinnovationen sehen wir in der Regel nur kleine und liebevolle Anpassungen. Und das ist gut so. Jede Generation ist etwas besser als die vorherige, ohne das Modell neu zu erfinden und ihm dadurch seinen Spirit zu nehmen. Das ist der Stoff, aus dem Legenden entstehen. Und somit ist die Daytona nun zum 60. Jubiläum auch besser als je zuvor - die beste Daytona aller Zeiten.
Vorteile:
flaches Gehäuse und stimmige Proportionen
verbessertes Chronographenkaliber
robuste Eigenschaften und hohe Alltagstauglichkeit
Nachteile:
verschraubte Drücker verhindern schnelles Starten der Chronographen-Funktion
Technische Daten: Rolex Oyster Perpetual Cosmopgraph Daytona - 126500 LN & 126506
Gehäuse | 126500LN: 40 mm Durchmesser; 11,9 mm hoch; Gehäuse aus Edelstahl; 100 m wasserdicht; schwarze Cerachrom Keramiklünette; verschraubter Gehäuseboden 126506: 40 mm Durchmesser; 11,9 mm hoch; Gehäuse aus Platin; 100 m wasserdicht; braune Cerachrom Keramiklünette; verschraubter Saphirglasboden |
Zifferblatt | 126500LN: wahlweise schwarz oder weiß; farblich abgesetzte Totalisatoren 126506: eisblaues Zifferblatt; farblich abgesetzte Totalisatoren |
Uhrwerk | Automatisches Manufakturkaliber 4131; beidseitig aufziehend; 72 Std. Gangreserve; Chronergy-Hemmung; Paraflex-Antischocksystem; bei Platinmodell mit Schwungmasse aus18-karätigem Gold |
Armband | Oysterband in Edelstahl oder Platin; Oysterclasp mit EasyLink-System |
Referenz | 126500LN (Edelstahl) 126506 (Platin) |
Verfügbarkeit | ab Spätsommer |
Preis | 126500LN: 14.850 EUR 126506: 76.400 EUR |
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